Pro und Contra einer Parallelwährung neben dem Euro

Manche finden die Idee gut, wenn neben dem Euro noch die gute alte D-Mark wieder da wäre. Andere sind total dagegen. Zwei Experten sind ebenfalls unterschiedlicher Meinung, und tragen ihre Argumente vor.

Das Pro kommt von Professor Dirk Meyer, einem Ökonomen, der glaubt, mit einer zweiten Währung den Zusammenbruch des Euros verhindern zu können. Dagegen ist Professor Rolf Langhammer, ebenfalls Ökonom, der die Idee ganz und gar nicht gut findet.

Die Argumente dafür:

Einige der Euroländer wären nicht reif gewesen für die Gemeinschaftswährung – eine Rückkehr zu eigenen Währung wäre das Eingeständnis eines Fehlers und dessen Korrektur, so findet der Experte. Es wäre ein Experiment, welches aber durch den Euro abgesichert wäre. Man könnte zu einer Art Währungswettbewerb zurückkehren, der für eine verantwortungsvolle Politik der Notenbanken und Regierungen führt.

Die Monopolwährung ist kontraproduktiv. Einzelwährungen sind weniger anfällig gegen Krisen, so meint Meyer. Wenn neben dem Euro noch eine Binnenwährung existieren würde, könnte man damit stärker auf die Bedürfnisse der jeweiligen Bevölkerung eingehen. Beispiel Griechenland: hier könnte man eine eigene Währung abwerten, um die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern.

Der Finanzexperte meint, dass Meinungsunterschiede, wie sie beispielsweise zwischen Deutschland und Frankreich bezüglich der EZB-Politik bestehen, zeigen, dass Europa nicht eines ist und auch mit der verordneten Währung nicht eines sein kann. Gerade die Gemeinschaftswährung ist es, die die Beziehungen zwischen einigen europäischen Ländern zerrüttet hat. Dies könnte sich wieder normalisieren, wenn jeder seine Währung hätte.

Praktisch würde die zwei-Währungs-Möglichkeit dann so aussehen, dass sich wahrscheinlich die eigene Währung für die täglichen Transaktionen durchsetzt. Völliges Durcheinander eingeschlossen, wenn sich der Gedanke von Meyer durchsetzen würde, dass beispielsweise im Supermarkt die Preisauszeichnungen in D-Mark lauten würde, man an der Kasse aber in Euro bezahlt.

Bei Forderungen gegenüber Banken sollte der Euro bleiben, so Meyer. Die Verbindlichkeiten der Unternehmen gegenüber einem Kreditinstitut sollen aber in der nationalen Währung ausgezeichnet werden, weil die Firmen ihre Verkäufe ebenfalls in dieser erzielen. Auf diese Art und Weise müssten den Banken Ausgleichsforderungen gegenüber der Bundesbank gewährt werden, wie bei einer Währungsreform.

Meyer geht davon aus, dass die Einführung der Parallelwährung weniger Kosten verursachen würde als das endgültige Scheitern des Euro. Insgesamt ist er der Meinung, dass der Euro ohnehin nicht gerettet werden kann, da die Regierungen für dessen Rettung schon diverse Verträge außer Acht ließen und auch sonst die Geberländer überfordert. Das könnte ein Auseinanderbrechen der gesamten EU nach sich ziehen.

Außerdem, so rät der Experte, dürften nur die Länder über die Gesamtwährung mittels der EZB mitbestimmen, die auch die Stabilitätskriterien erfüllen. Er ist sich sicher, dass auch in Zukunft die Politiker alles daransetzen werden, ihr Gesicht nicht zu verlieren und den Euro zu behalten. Das könnte ihnen gelingen, wenn es eine Zweitwährung gäbe.

Die D-Mark als Parallelwährung

Die D-Mark als Parallelwährung

Die Argumente dagegen:

Aufgrund der geringen und stabilen Inflationsraten ist es nicht nötig, den Euro zu unterstützen, in dem man ihm eine Zweitwährung zur Seite stellt. Der Euro ist weder eine inflationäre noch instabile Währung.

Langhammer geht nicht davon aus, dass eine Währungsabwertung in den Krisenländern für diese alle Probleme lösen würde. Er hält eine andere Art der Abwertung für sinnvoller: durch Lohnsenkungen und vergleichbare Maßnahmen. In Irland hält man dies für geglückt.

Es soll weiter an der Integration in Europa gearbeitet werden, nicht am Gegenteil, so Langhammer. Das hantieren mit zwei Währungen lehnt er ab, weil das Geld dann nicht seine drei ureigensten Aufgaben erfüllt: Recheneinheit, Zahlungsmittel und Wertaufbewahrung zu sein. Auch Langhammer sieht den Euro in der Krise. Aber er gibt ihn nicht auf, sondern ist der Meinung, dass er reformiert werden kann. Außerdem sollten die Gläubiger auf ihr Geld verzichten und die insolventen Staaten Reformauflagen erfüllen.

Langhammer ist der Meinung, dass mit einer Parallelwährung die Probleme nicht lösbar sind. Eher sollten die „realwirtschaftlichen und institutionellen Rahmenbedingungen in den Ländern“ geändert werden. Ein stabiles System der europäischen Staaten ist nicht mit einer Zersplitterung der Währung machbar. Eine Parallelwährung wäre ohnehin nicht denkbar, da es keine Zustimmung der Politik dafür geben würde.

Bildquelle: © Dr. Klaus-Uwe Gerhardt / PIXELIO
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