Droht der Versicherungsbranche ein Korruptionsskandal?
Die Versicherungen stehen immer mal wieder im Fokus der Öffentlichkeit. Zuletzt ging es um die Anlage der Lebensversicherungsgelder, die unter der niedrigen Zinsphase zu leiden haben. Doch nun geht es um ganz andere Dinge: Korruption. Die Debeka brachte den Stein ins Rollen, wobei man getrost davon ausgehen kann, dass nicht nur diese Versicherungsgesellschaft betroffen ist.
Die Debeka gilt als eines der traditionsreichsten Unternehmen in der Branche. Doch nun hat das „Handelsblatt“ erfahren, dass Vertreter jahrelang Adressen gekauft haben und zwar auf nicht legalen Wegen, wie man sich aus datenschutzrechtlichen Gründen vorstellen kann. Es geht um den Zeitraum von 1994 bis 1998, so ist aus Kreisen der Debeka zu verlauten.
In einer Pressemitteilung heißt es, dass Mitarbeiter des Vertriebs auf eigene Rechnung Adressen für die Kundenakquise bekauft haben, um diese dann anderen Mitarbeitern weiterzuleiten. Der Datenschutz sei damals auch in der Chefetage nicht hoch genug bewertet worden. Die Bestechung für den Adressenhandel sei aber nicht von der Führungsetage der Debeka in Auftrag gegeben worden. Allerdings blieben auch Strafen für diejenigen aus, die mit dem Adressenhandel Geld verdienten. Die Debeka als Unternehmen hat sich an dem Kauf der Adressen nicht beteiligt oder hat diese in Auftrag gegeben.
Mitarbeiter der Versicherung gaben gegenüber „Handelsblatt“ zu, dass diverse Adressenkäufe zur gängigen Praxis gehören. Einige liesen verlauten, die Adressen vom jeweiligen Vorgesetzten bekommen zu haben, ohne nach deren Herkunft zu fragen. 17.000 Mitarbeiter hat die Debeka, für die ab sofort ein neuer Verhaltenskodex gilt. „Zeitgemäß und notwendig“ nennt man diese Maßnahme, auch in Auswertung der genannten Verfehlungen.
Die Debeka ist vor allem für die Krankenversicherung von Beamten bekannt. Zusammen mit deren Angehörigen sind somit 1,87 Millionen Kunden dieser Art im Bestand. Damit geht man auf die Anfänge der Versicherungsgesellschaft zurück, die 1905 gegründet wurde, um Gemeindebeamten in der Rheinprovinz Unterstützung im Krankheitsfall zu gewähren. Insgesamt hat das Unternehmen heute über sechseinhalb Millionen Kunden in der Betreuung. Allein im letzten Jahr hat man fast 13 Milliarden Euro eingenommen.
Durch die Affäre in die Kritik geraten ist der Vorstandsvorsitzende Laue. Er steht dem Unternehmen seit 11 Jahren vor und ist bereits seit 40 Jahren in der Branche dabei. Seit Sommer dieses Jahres ist er Chef des Verbandes der privaten Krankenversicherungen. Positiv ist über die Debeka zu vermelden, dass sie derzeit der größte Ausbilder der Branche ist, mit rund 2.000 Auszubildenden. Über viereinhalb Tausend Büros unterhält das Unternehmen in ganz Deutschland. Insgesamt wird die Versicherungsgesellschaft als größte private Krankenversicherung in Deutschland gewertet und sogar als größte Pflegeversicherung der ganzen Welt.
Bildquelle: © M.Fröhlich / PIXELIO
Bildquelle: © S.Hofschlaeger / PIXELIO