Die Wirtschaft boomt, Fachkräfte werden gebraucht, und die Politik schickt die Leute eher in Rente
Ein Schurkenstreich? Die Debatten erhitzen die Gemüter. Jeder, der unter Ende 50 ist, braucht sich sowieso nicht damit zu befassen, weil sich die Lage bis zu seinem Renteneintritt noch drei, vier Mal ändert. Das Rentenalter scheint eine beliebte Spielwiese von Politikern zu sein, auf der man sich in alle Richtungen austoben kann.
Innerhalb der Union stößt die Rentenreform, die in den letzten Tagen bekannt wurde, auf viel Kritik. Hatte man doch den Leuten gerade erst schmackhaft gemacht, dass sie am besten bis drei Tage vor Lebensende arbeiten sollen. Viele sehen das nicht ein, zumal Jüngere arbeitslos sind. Doch was ist nun vertretbar, und was vor allem bezahlbar?
Experten bemängeln an den neuen Ideen vor allem, dass die Lohnstückkosten die Volkswirtschaft mit einer Erhöhung belasten werden. Geht es nach dem aktuellen Gesetzesentwurf, so kommt auf die Rentenkassen eine Belastung von rund 60 Milliarden Euro zu, und das bis zum Jahr 2020. Die zusätzlichen Kosten, zusammen mit der Mütterrente, sollen bis 2018 aus den angesparten Rücklagen der Rentenkassen bezahlt werden, wenn diese auf Beitragssenkungen verzichten. Ab 2019 muss dann zusätzliches Steuergeld in die Rentenkasse kommen.
Der Plan: wer 45 Jahre in die Rente eingezahlt hat, kann abschlagsfrei mit 63 in Rente gehen. Die derzeitige Regelung, nach der Abschläge von 0,3 % für jeden Monat vor der gesetzlichen Rente lebenslang einbehalten werden, entfiele damit. Doch dies gilt nicht für all jene, die nach 1953 geboren sind. Pro Jahr würde diese Art der Rente um 2 Monate steigen, heißt, wer ab 1964 geboren ist, muss bis 65 arbeiten. Außerdem: wer arbeitslos war, und in dieser Zeit das Arbeitslosengeld I bekommen hat, für den zählen diese Beitragsjahre mit.
Zudem sieht der Entwurf bessere Reha-Leistungen vor, Aufstockungen für Erwerbsminderungsrenten und verbesserte Mütterrenten.
Doch das alles wird wohl an den Widerständen der Union scheitern, die von solchen „Geschenken“ nichts hält. Allerdings: wer im Parlament sitzt, hat weder Altersarmut noch Arbeitslosenzeiten oder geringe Renten für Mütter zu befürchten, sondern ein fürstliches Einkommen bis zum Lebensende. In solch einer Position lässt sich die Hoffnung von Millionen leicht schlechtreden.
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